Rettung in letzter Sekunde
Vor etwa elf Jahren (2002), als unsere beiden Kinder nach dem Studium fest im Berufsleben standen, beschlossen meine Frau und ich, nun einem armen Menschen ein Studium zu ermöglichen. Bald darauf, bei einem Spaziergang, trafen wir zwei dunkelhäutige Ordensschwestern, die dem Heilig-Geist-Orden in Mammolshain angehörten. Ich sprach sie auf gut Glück an und berichtete von unserem Vorhaben. Sechs Wochen später bekam ich einen Brief. Darin berichtete eine der Nonnen, sie habe einen jungen Mann ausfindig gemacht, der gerne studieren würde, sich die teure Universität jedoch nicht leisten könne. Vier Wochen später schrieb uns der damals 23 Jahre alte Agapiti Amani Kimaro und teilte mit, dass es sein Herzenswunsch sei, katholische Theologie zu studieren.
Einige Zeit später wurde uns mitgeteilt, die Familie Kimaro (mit 10 Kindern) lebe in ärmlichsten Umständen und brauche dringend ein neues Haus. Zunächst fühlte ich mich überfordert mit dem Wunsch. Dann aber entwarf ich ein Haus auf dem Papier und schickte neben 500 Euro einen Fotoapparat nach Tansania. Mit Hilfe von Nachbarn und Freunden wurde ausgeschachtet, die Steine selbst geformt, getrocknet und vermauert. Jeder Fortschritt wurde dokumentiert, erst dann gab es das nächste Geld. In der Zwischenzeit habe ich meinen Freunden vom Katholischen Kirchenchor in Niederhöchstadt sowie pensionierten Kollegen von meinem Projekt erzählt und bekam die ersten Spenden. Als Erstes kaufte ich eine Kuh für die Familie (wegen der Milch) sowie zwei Fahrräder.
Nachdem das Haus in Kibosho fertig gebaut war, wollte ich die Familie mit fließendem Trinkwasser und Strom ausstatten. Auf eigene Kosten reiste ich im August 2008 mit meiner Tochter in das afrikanische Land, um mir einen Eindruck von der Not zu machen. Die große Armut vieler Bewohner in Kibosho (20 km von Moshi) hat mich so beeindruckt, dass ich dafür gesorgt habe, dass heute 17 Kinder in dem Dorf mit 15 bis 20 EUR mtl. gesponsert werden, damit sie die Schule besuchen können.
Mittlerweile hat unser Patensohn Agapiti Amani im Sommer 2012 mit weiteren 20 Diakonen die Priesterweihe im Dom von Moshi empfangen. Für uns war es eine sehr ergreifende Feier, da wir während der vielen Jahre des Studiums alle Höhen und Tiefen miterlebt haben. Wir waren überglücklich, dieses Fest in Tansania mitfeiern zu dürfen. Pater Agapiti gehört zur Gemeinschaft der Heilig Geist Patres und ist jetzt in einer Pfarrei in Kibaoni/Ifakara im Süden Tansanias als Kaplan eingesetzt. Auf unsere Einladung hin, wird Pater Agapiti im Juni 2013 seinen Urlaub hier bei uns in Eschborn verbringen.
Der Kindergarten
Auf dem Gelände des Klosters in Sabuko (65 km von Moshi - mit Blick auf den Kilimanjaro) in dem wir gewohnt haben, befand sich ein Kindergarten, der geschlossen werden sollte, weil die Ordensgemeinschaft, die überwiegend von Spenden lebt, das Geld dafür nicht mehr aufbringen konnte und die Eltern der Kinder nicht in der Lage waren, auch nur etwas zu bezahlen.Als meine Tochter und ich im August 2008 aus Tansania zurückkehrten, ist uns bewusst geworden, dass unser soziales Engagement gefragt war. Ich schrieb 40 „Bettelbriefe“ an Freunde und Bekannte und bat um finanzielle Unterstützung für den Kindergarten. Die Bereitschaft auf meine Aktion regelmäßig zu spenden wurde so überwältigend aufgenommen, dass ich spontan einen Förderkreis gründete, um den Kindergarten zu retten.
2008 waren im Kindergarten von Sabuko 45 Kinder im Alter von 3 – 7 Jahren. Die Kinder kommen morgens, ohne elterliche Begleitung, aus einem Umkreis von 3 km in den Kindergarten. Viele Kinder sind Vollwaise und werden von Verwandten oder Nachbarn versorgt. Die Schutzberechtigten wohnen mit den Kindern in den ärmsten Dörfern um Sabuko und haben kein Geld um den Kindergarten zu bezahlen. Mehrere Kinder sind an Aids erkrankt. Die Heilig-Geist-Patres von Sabuko nehmen die Kinder auf und geben ihnen jetzt - durch unsere Initiative - täglich eine kleine Mahlzeit.
Im August 2009 von Sabuko zurückgekehrt, konnte ich berichten, dass im Kindergarten fast alle unsere Projektvorstellungen verwirklicht wurden: 55 Kinder wurden mit einer einheitlichen Schulkleidung ausgestattet, eine große Schaukel errichtet und die Vorbereitung zur Eröffnung einer Vorschulklasse getroffen.
Von der Reise im August 2010 zurückgekehrt, kann ich berichten, dass ab 01.01.10 die Vorschulklasse eingerichtet ist. Dafür haben wir eine weitere ausgebildete Erzieherin eingestellt. Es wurde ein Raum als Küche hergerichtet, ein Herd gemauert, Töpfe, Teller, Tassen und Bestecke angeschafft, damit den Kindern jetzt eine warme Mahlzeit gereicht werden kann, damit sie wenigstens einmal am Tag satt werden. Ich habe mich davon überzeugt, dass das Mittagessen ausreichend ist und die Kinder satt werden. Die 55 Kinder, die 2009 mit der einheitlichen Schulkleidung ausgestattet wurden, haben wir in 2010 noch mit dem passenden Pullover eingekleidet. Für die weiteren 45 Kinder, die im Laufe des Jahres hinzugekommen sind, ist die Schulkleidung mit Pullovern in Auftrag gegeben worden.
Bei unserer Reise im Juli 2011 wurde bei den 100 Kindern eine augenärztliche Vorsorgeuntersuchung durchgeführt. Die Diagnose ergab, dass 22 Kinder ärztlich behandelt werden mussten, um größere Schäden abzuwenden. Ein Kind wurde - wegen eines Geschwulstes über dem Auge - sofort operiert. Einem weiteren Patienten wurde eine neurologischen Spezialuntersuchung empfohlen.
Unserer Empfehlung im vorigen Jahr die Innenräume des Kindergartens freundlicher zu gestalten, wurde nachgekommen. Die Wände des Kindergartens waren jetzt farbenfroh gestrichen und mit Safarimotiven bemalt sowie der Innenhof des Kindergartens mit roten Steinen gepflastert.